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Imagineering: Unsere Vorstellungskraft formt die Zukunft.

Ist die Vision glasklar und von allen Mitarbeitenden getragen, wird jedes unternehmerische Handeln davon geleitet.

Je kleiner die Welt wird, desto grösser sollen wir denken. Je chaotischer sie ist, desto mehr werden wir zu Klarheit gedrängt. Je schneller die Welt sich dreht, desto bewusster müssen wir uns Zeit und Raum nehmen für die Auseinandersetzung mit unserer Zukunft. Jedes Unternehmen richtet den Blick nach vorne. Doch an welchem Leitstern orientieren wir uns?

Fehlt die Orientierung, droht Verzettelung
Die Orientierung zu halten oder sie gar neu zu finden, ist schwierig. Sie bedingt eine stetige Beobachtung, nach innen und aussen. Das Thema «Zukunft» ist omnipräsent, es beschäftigt uns als Gesellschaft auf vielen Ebenen. In den folgenden Überlegungen fokussiere ich mich auf das Unternehmertum in unserem Deutschschweizer Wirtschaftraum. In der täglichen Arbeit fällt uns auf, welches Potenzial sich entfaltet, wenn Unternehmungen die Frage nach ihrer sinngebenden Idee und Existenzberechtigung beantworten können. Die sinngebende Idee einer Unternehmung ist der Kern ihrer Identität. Die zweite Frage, die unmittelbar mit der ersten in Verbindung steht, ist diese: Wohin soll sich das Unternehmen bewegen, bzw. wie sieht das Bild der Zukunft aus? Fällt die Antwort vage aus, ist das Bild unscharf und erzeugt Orientierungslosigkeit. Und diese wirkt lähmend und führt zu einer energetischen Verzettelung. Das schwächt jedes Unternehmen. Eine kollektive Orientierung hingegen setzt Energie frei. Was gibt es für Möglichkeiten?

Imagineering oder ist Schein eben doch Sein?
In einer Sternstunde Philosophie bin ich auf den Begriff Imagineering gestossen (SRF, 21.03.21 mit Jörg Metelmann). Dieser setzt sich aus «Imagination» und «Engineering» zusammen und hat seinen Ursprung in den USA: beim Aluminiumhersteller Alcoa, der 1940 mit dem Spruch «The Place They Do Imagineering» für eine effiziente Materialnutzung in Kriegszeiten warb. Richtig bekannt wurde der Begriff aber durch Walt Disney, den Mickey-Mouse-Erfinder. Seit 1989 hat die Walt Disney Company das Copyright am Begriff «Imagineering». Er wird definiert als Verbindung von kreativer Vorstellungskraft und technischem Knowhow (vgl. Metelmann/Welzer 2020). Schaut man sich auf der Website und auf den Social Media-Kanälen der Walt Disney Company um, entdeckt man schnell, das diese Unternehmung keine «Employees» beschäftigt, sondern «Imagineers». Walt Disney hat sein Zitat «Wenn du etwas träumen kannst, kannst du es auch tun.» als erfolgreicher Unternehmer tatkräftig bestätigt.
«Imagineering» bedeutet also, etwas aus der Vorstellungskraft – unsere Vision – in der Realität effektiv umzusetzen.

Eine andere Inspirationsquelle ist die Philosophie von Markus Gabriel. Er sagt sinngemäss: Wir leben alle im Schein – im Lichte unserer Vorstellung. Was wir sind, hängt vom Bild ab, das wir von uns haben. Wir realisieren auf der Handlungsebene das Scheinbild unserer selbst. Es gibt nicht die eine Welt, es gibt nur Welten. Und alles was wir tun, wird durch unser Selbstbild gesteuert (vgl. Gabriel, Fiktionen, 2020). Was mir daran gefällt, ist erstens, dass die negativ behaftete Äusserung «Das ist doch mehr Schein als Sein» auf den Kopf gestellt wird. Zweitens: dass es so einfach ist, mit Fantasie, Vorstellungskraft und Selbstwahrnehmung sein eigenes Scheinbild zu verändern. Und drittens – das fasziniert mich am meisten – : dass wir dies auch auf das Unternehmertum anwenden können.

Welches Bild haben Führungsgremien vor ihrem geistigen Auge?
Diese Frage stellen wir in unserer Arbeit regelmässig. Sie ist interessant, da keine Antwort richtig oder falsch ist.  Vielmehr muss das Bild beschrieben werden. Und um wichtige unternehmenspolitische Fragen substanziell zu beantworten, lohnt es sich, dem gemeinsamen Zukunftsbild nachzugehen – Fragen wie: Was soll die Unternehmung tun? Wie und wo muss sie funktionieren? Existiert ein Zukunftsbild? Wer in der Unternehmung ist Träger dieser Vision? Wird dieses Bild geteilt? Gibt es noch andere Schlüsselpersonen in der Unternehmung, die über die Gabe einer starken Vorstellungskraft verfügen? Hat die strategische und operative Leitung das gleiche Bild vor Augen? Wenn nicht, empfiehlt es sich, sich konkret Raum und Zeit zur gemeinsamen Reflexion zu nehmen, Gedanken, Wissen, und Gefühle zu teilen. Wichtig: Das Zukunftsbild aus dieser Reflexion soll gezeichnet, nicht geschrieben werden. So ist es einfacher und wirkungsvoller, dieses mit der ganzen Unternehmung zu teilen.

Ein klares Zukunftsbild führt zu operativer Klarheit
Abschliessend lässt sich sagen: Wenn die Unternehmensführung ein klares Zukunftsbild hat und dies mit allen teilt, dann entwickelt sich ein emotionales kollektives Bewusstsein für diese Zukunft, ein neues Selbstverständnis. Alle werden Träger und Trägerinnen der Vision und wissen, wieso und wofür sie sich täglich bei der Arbeit engagieren. Das schafft Orientierung und leitet die operative Umsetzung – gerade, wenn es um grosse Digitalisierungsprojekte geht. Je klarer das Bild, desto wirkungsvoller die tägliche Arbeit.

Die Vorstellungskraft ist eine Ressource aus uns selbst, aus unserer Fantasie. Sie kostet nichts, sie braucht nur Aufmerksamkeit und Offenheit, damit sie als Leitstern ihren Raum bekommt. 

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